schreibender Arbeiter

Technische Softskills in Sozialen Unternehmen

29-09-2022

Großes Ziel der Befragung ist es, Ausbildungsanforderungen in den drei wichtigsten Berufsprofile zu ermitteln: „Enabler“ - damit sind Manager*innen und It-Fachkräfte gemeint, "Supporter"- z. B. Jobcoaches, Tutor*innen und Mentor*innen und „Worker“ - in unserem Fall Arbeitnehmer*innen mit Unterstützungsbedarf.

Eine der im Rahmen von B-WISE, Arbeitspaket 1 durchgeführten Forschungsaktivitäten bestand darin, den Qualifikationsbedarf und die Qualifikationslücken von Sozialen Unternehmen den 13 Projektpartnerländern zu untersuchen. In Form einer empirischen Analyse wurden Umfragen durchgeführt, um jene Qualifikationen zu erfassen, welche für die Erfüllung der Aufgaben und das Schließen von Qualifikationslücken in Sozialen Unternehmen erforderlich sind. Großes Ziel der Befragung ist es, Ausbildungsanforderungen in den drei wichtigsten Berufsprofile zu ermitteln: „Enabler“ - damit sind Manager*innen und It-Fachkräfte gemeint, "Supporter"- z. B. Jobcoaches, Tutor*innen und Mentor*innen und „Worker“ - in unserem Fall Arbeitnehmer*innen mit Unterstützungsbedarf.

 

Es wurden persönliche Interviews mit 403 Personen (89 Enabler, 145 Supporter und 169 Worker) aus einer Stichprobe von rund 100 Sozialen Unternehmen in 13 Ländern in der EU durchgeführt. Die Untersuchung analysierte die unterschiedlichen Qualifikationen, welche für die oben genannten Kategorien als wichtig angesehen werden genauso wie Qualifikationslücken. Darüber hinaus wurden die Gründe für Qualifikationsdefizite, ihre Auswirkungen auf die Sozialen Unternehmen und mögliche Strategien zur Bewältigung untersucht.

Vier wichtige Ergebnisse der Analyse des Qualifikationsbedarfs und der Qualifikationsdefizite:

  1. Erstens hat die Untersuchung gezeigt, dass Sozialfirmen im Vergleich zu konventionellen Unternehmen vor besonderen Herausforderungen stehen.

Das Qualifikationsniveau aller drei befragten Gruppen war gut, wobei die Enabler und Supporter besonders gut über das breite Spektrum an Qualifikationen Bescheid wussten, die für die Arbeit in Sozialen Unternehmen erforderlich sind. Die Datenanalyse ergab keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Ländern, bestätigte aber, dass es Raum für Verbesserungen gibt.

Sollte jetzt allerdings versäumt werden, bestehende Qualifikationslücken zu schließen, setzten Soziale Unternehmen es auf Spiel, Menschen mit Unterstützungsbedarf nicht bestmöglich zu helfen und zusätzlich durch die erhöhte Arbeitsbelastung Mitarbeiter*innen zu verlieren. Mit anderen Worten: Qualifikationsdefizite könnten den Prozess der Arbeitsintegration behindern.

  1. Zweitens bezeichneten die unterschiedlichen Gruppen der Befragten bestimmte Fähigkeiten als besonders wichtig aus.

Die Enalber stuften Managementfähigkeiten als sehr wichtig ein: von der Konzeption von Strategien für die Entwicklung von Geschäftsmodellen für Sozialen Unternehmen über die Entscheidungsfindung bis hin zu direkten Beziehungen zu den Mitarbeiter*innen, um Tätigkeiten zu koordinieren und sie zu motivieren.

Auch die Fähigkeit, mit Kund*innen zu verhandeln, wurde als sehr wichtig angesehen. Die Supporter wiesen auf die Vielschichtigkeit der Arbeit hin, da sie sich mit einer Vielzahl von Aufgaben betraut sind, einschließlich der Planung von Arbeitszeit und Arbeitsraum, der Unterstützung der Worker bei der Durchführung ihrer Aufgaben und der Verwaltung und Berichterstattung an ihre Vorgesetzten und Koordinatoren.

Für die Arbeit in Sozialen Unternehmen ist eine Mischung aus Hard- und Soft-Skills notwendig, wobei das Gleichgewicht je nach Rollen im Unternehmen variiert:

Es hat sich klar herausgestellt, dass Unterstützung der Worker für diese selbst und für die Arbeit der Supporter von entscheidender Bedeutung ist. In den Interviews wurde hervorgehoben, dass Beratungs- und Mentoring-Aktivitäten in einigen Fällen darauf abzielen, die Worker auch in ihrem persönlichen Wachstum am Arbeitsplatz zu fördern: Eine positive Atmosphäre und persönliche Elemente wirken sich positiv auf die Arbeit aus.

Einige der Befragten waren der Meinung, dass sie alle notwendigen Instrumente in der Hand haben, um benachteiligten Menschen (Workers) bestmöglich zu beraten und zu interstützen. Es gab aber auch Fälle, in denen ein Mangel an Ausbildung in Bezug auf die psychologischen Aspekte der Arbeit oder die verschiedenen Arten von Behinderungen der Worker die Effektivität der Unterstützungsaktivitäten beeinflussten.

Schlussendlich waren "kollaborative, kommunikative und operative Fähigkeiten" für die Worker unerlässlich, um ihre täglichen Arbeiten genau, präzise und autonom durchzuführen. Die Bedeutung unterschiedlicher Fähigkeiten hing von der Art der wirtschaftlichen Tätigkeiten des Unternehmens ab - in der befragten Stichprobe reichen die Arbeitsbereiche von der Fertigung über Verwaltungs-/Bürotätigkeiten bis hin zu Catering und Abfallwirtschaft.

  1. Drittens spielt bei der Betrachtung der Fähigkeiten der Unterstützer*innen auch das Alter der Organisation eine Rolle.

Sozialfirmen in der Anfangsphase müssen sich neue Fähigkeiten aneignen, um das am besten geeignete Personal zu rekrutieren und effektive Arbeitsteams zu entwickeln, während in strukturierteren Sozialfirmen die Entwicklung von Organisations- und Entscheidungsstrategien im Vordergrund steht.

  1. Schließlich hielten alle drei befragten Gruppen technisches Fachwissen im Zusammenhang mit Medien und Technologie für nicht relevant.

Das lässt sich auf die Schlüsselrolle zurückführen, die Soft Skills und andere technische Kenntnisse spielen, die notwendig sind, um die Worker bei der Ausführung ihrer Aufgaben in Sozialen Unternehmen zu unterstützen. Vor dem Hintergrund der Beseitigung von Qualifikationsdefiziten halten die Befragten Schulungsmaßnahmen für besonders wichtig. Ihren Antworten zufolge wird die Fortbildung in erster Linie aus den eigenen Ressourcen der Sozialen Unternehmen finanziert: Die meisten Sozialen Unternehmen sorgen intern für die Fortbildung oder unterstützen die Teilnahme der Mitarbeiter*innen an externen Schulungen.

Darüber hinaus ist es den Befragten zufolge besonders schwierig, die optimalen Schulungsmaßnahmen zu ermitteln, um die Fähigkeiten der Unterstützer*innen und Menschen mit Unterstützungsbedarf zu verbessern. Schulungsmaßnahmen können auch belastend sein, insbesondere für benachteiligte Menschen, wenn sie nicht vollständig auf ihre spezifischen Qualifikationsdefizite zugeschnitten sind. Daher ist es wichtig, Zeit und Energie in die Anpassung der Aus- und Fortbildung an die spezifischen Bedürfnisse der Empfänger*innen zu investieren. Eine individuelle und gezielte Ausbildung, welche auf der Grundlage der tatsächlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Arbeitnehmer*innen konzipiert und geplant wird, ist daher von entscheidender Bedeutung.

Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen letztendlich die Bedeutung weiterer Untersuchungen zu Inhalt und Modalitäten der Ausbildung, welche zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen des B-WISE-Projekts durchgeführt werden sollen.